„Stillen / Muttermilch ist das Beste für das Kind“ – diese Aussage ist unbestritten und vollkommen richtig.

Bedarf und Entwicklung des Säuglings:

Ein Säugling hat im relativen Vergleich den höchsten Energiebedarf. In den ersten 5 Lebensmonaten sollte sich das Gewicht verdoppelt und bis zum Ende des 1. Lebensjahres verdreifacht haben – das ist enorm!

Im Schnitt kommt ein Baby mit 50 cm Körperlänge auf die Welt. Mit 1 Jahr ist es im Schnitt 75 cm groß. D.h. es ist um die Hälfte gewachsen.

Ähnlich faszinierend ist es mit der Gehirnentwicklung. Zum Ende des 1. Lebensjahres hat auch dieses das Gewicht verdreifacht und damit 2/3 des Gewichts eines Gehirn eines Erwachsenen.

Dabei ist unumstritten, dass in den ersten vier bis sechs Monaten Muttermilch als ausschließliche Nahrung für den Säugling, die Reifung des Darms, die Allergieprophylaxe und Stärkung des Immunsystems im Allgemeinen das Beste für das Baby ist. Das tolle an Muttermilch ist, dass sie genau auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt ist. Die Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Zeit und passt sich so ideal der körperlichen Entwicklung des Kindes an.

Muttermilch im Laufe der Stillzeit:

Man unterscheidet drei Arten von Muttermilch im Laufe der Stillzeit:

Das Kolostrum (Kolostralmilch / Vormilch): Dieses wird in den letzten Schwangerschaftswochen und den ersten Tagen nach der Geburt gebildet. Kolostrum ist sehr reich an Eiweiß und Antikörpern. Außerdem enthält es besonders viele Vitamine und Nährstoffe. Die Farbe erscheint meistens goldgelb.

Die transistorische Milch (Übergangsmilch): Diese ist die Zwischenstufe zwischen Kolostrum und reifer Frauenmilch. Sie wird ab ca. dem 4. Bis 10. Tag nach der Entbindung gebildet. Die Übergangsmilch enthält mehr Fett und Laktose, dafür weniger Eiweiß und Mineralstoffe als das Kolostrum. Man erkennt das, da die Milch nun heller und weißlicher wird.

Reife Muttermilch: Diese wird ca. ab dem Ende der 2. Lebenswoche gebildet. Diese Milch ist eine nahrhafte Mischung aus Fett, Laktose und Eiweiß.

Was sehr faszinierend ist: Sogar während einer Stillmahlzeit verändert sich die Milchzusammensetzung. Am Anfang ist es eine „dünne“ eiweiß-, mineralien- und vitaminreiche Milch mit sehr hohem Wasseranteil. Quasi der Durstlöscher fürs Baby. Und entwickelt sich dann zu einer fett- und energiereichen Mischung, die den Hunger stillt.

Die Vorteile von Muttermilch:

Muttermilch hat außerdem noch weitere Vorteile. Sie ist (zumindest, wenn Mama in der Nähe ist ;-)) immer verfügbar, immer richtig temperiert und – JA, wirklich! – nahezu immer in ausreichender Menge vorhanden. Darauf gehe ich aber noch genauer ein. Außerdem ist sie leicht verdaulich und hygienisch einwandfrei.

Zudem senkt sie das Risiko für den plötzlichen Kindstod. Und, wenn die Mutter Keime aufnimmt – z.B. durch ein krankes Geschwisterkind – und entsprechende Antikörper bildet, werden diese Antikörper über die Muttermilch mit an das Kind weitergegeben und stärkt dadurch das Immunsystem.

Weiter wirkt stillen vorbeugend gegen Diabetes, Morbus Chron, Zöliakie und auch Übergewicht. Außerdem ist nachgewiesen, dass Stillen die beste Prophylaxe für Allergien ist. Babys, die (mindestens) bis zum 5. Monat voll gestillt werden, leiden erwiesenermaßen später seltener an Allergien, da die Muttermilch die optimale Proteinzusammensetzung ausweist.

Auch ist bekannt, dass die langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die in Muttermilch enthalten sind, die Sehfähigkeit und die Gehirnentwicklung des Kindes positiv beeinflussen.

Und als weiteren wichtigen Punkt möchte ich anführen: Stillen fördert die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Denn Stillen ist tatsächlich weitaus mehr als nur Nahrungsaufnahme. Stillen spendet Nähe, es spendet Trost, Geborgenheit und Wärme. Nicht umsonst schlafen in der Regel die meisten Kinder während des Stillens ganz entspannt an Mamas Brust ein.

Stillen – die erste Zeit nach der Geburt:

Wie ich schon geschrieben habe, ist Muttermilch in den meisten Fällen immer ausreichend vorhanden. Tatsächlich ist nicht bei jedem sofort nach der Geburt Milch da. Auch bei mir kam erst am 2. Tag nach der Geburt das Kolostrum. Insofern ist auch eine Gewichtsabnahme des Säuglings von bis zu 7 % in den ersten Tagen normal und unbedenklich. Wichtig ist, dass die Abnahme nicht unter 10 % fällt und die Ausscheidungen des Babys abnehmen. In dem Fall muss man gegebenenfalls zu füttern. Das Geburtsgewicht sollte auch nach 10 bzw. spätestens 14 Tagen wieder erreicht sein. Allgemein läuft es mit der Muttermilch nach dem Prinzip: Angebot und Nachfrage. Legt man sein Kind öfter an, wird die Milchbildung entsprechend mehr angeregt. Verantwortlich dafür sind die Hormone Oxytocin (Bindungshormon) und Prolaktin.

In den ersten Tagen und Wochen ist ein Anlegen von 10 bis 12 mal pro 24 Stunden absolut normal und sogar empfehlenswert. Grundsätzlich sollte nie nach der Uhr gestillt werden, sondern immer nach dem Bedarf des Kindes. Ein Vollgestilltes Kind kann auch durch das Stillen nicht überfüttert werden. Hat das Kind eine normale Gewichtszunahme – als Richtwerte gelten hier: 1. – 4. Monat: zwischen 150 – 300 g / Woche, 5. Und 6. Monat: zwischen 70 – 140 g / Woche und ab dem 7. Monat: zwischen 40 – 110 g / Woche – und 5 bis 6 nasse Windeln am Tag, braucht man sich keine Sorgen machen.